Anfang Juni hat die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer Sitzung beschlossen, die lockere Geldpolitik fortzusetzen. Zudem startete das schon im März angekündigte Anleihekaufprogramm. Das bedeutet, dass die Zinsen am Finanzmarkt wie auch die Anleiherenditen weiterhin niedrig gehalten werden, um die Investitionstätigkeit durch günstige Kredite zu unterstützen. Andreas Schrobback, Immobilienunternehmer aus Berlin, erläutert, was dies für Immobilien- bzw. Finanzierungsinteressenten bedeutet und mit welcher weiteren Entwicklung zu rechnen ist.
Nach einem Bericht der Wirtschaftswoche, belegt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), dass bis zum Jahr 2020 in Deutschland ca. 380.000 neue Wohnungen jährlich fehlen. Dies sind erheblich mehr, als in den vergangenen Jahren erschaffen wurden – in 2015 wurden beispielsweise lediglich 270.000 neue Wohneinheiten gebaut. Der Flüchtlingszustrom spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle – selbst wenn keine neuen Flüchtlinge mehr kämen, gäbe es einen Bedarf von immer noch 310.000 neuen Wohnungen jährlich. Investoren müssten angefeuert werden, um der Situation Herr zu werden, doch viele Vorschläge aus der Politik erzielen eher den gegenteiligen Effekt, z. B. die Forderungen der SPD bzw. verschiedener Bundesländer, in die Gesetzesvorhaben zu Steuervergünstigungen bei der Wohnungsbauausweitung die Bemessungsgrenzen für die Förderungen zu verringern oder eine Mietobergrenze zu verankern.
In Deutschland wird es laut einer Studie der BNP Paribas Real Estate immer schwieriger, Immobilien in Top-Lagen zu ergattern. Viele Händler und bekannte Marken wollen sich die besten Plätze in deutschen Ballungsgebieten sichern. Die Mieten stagnieren dabei in Etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Ein Absinken der Mieten erwarten Fachleute jedoch nicht und genau das ist auch das Problem der lokalen Händler: Sie können die sehr hohen Mieten kaum bezahlen bzw. die Mietausgaben rechnen sich bei den zu erwartenden Einnahmen kaum. Daran trägt auch der Online-Handel Schuld, denn neben den Käufen via Internet bereiten viele Kunden den Kauf im Internet vor und gehen dann in den Shop. Hier sind große Filialisten deutlich besser als lokale Händler. Zudem ist zu beobachten, dass Shopkäufe vermehrt nur noch in den unteren Preissegmenten sowie bei Luxuslabeln auftreten. Die Folge ist, dass der Kampf um die Top-Lagen auf den bekannten Flaniermeilen Deutschlands zwischen den Interessenten härter wird. Neueröffnungen rechnen sich nur noch in Top-Lagen für die Labels und Händler – gerade die großen Filialisten sind kaum noch bereit, in alternative Standorte zu investieren.
cash-online hat in einem aktuellen Artikel untersucht, ob Bausparen in der heutigen Zeit und angesichts der allgemein niedrigen Zinskonditionen für Immobilienfinanzierungen noch zeitgemäß bzw. für wen sich ein Abschluss lohnen kann. Bausparen kennen sogar noch die älteren Generationen – es ist ein klassisches Traditionsprodukt und ist bei den Bundesbürgern nach wie vor sehr beliebt. Fast 40 % aller Bundesbürger besitzen auch heute noch einen Bausparvertrag und die Bausparkassen konnten in 2015 sogar ca. 1,7 Millionen Neuverträge verbuchen. Doch ist diese Form des Ansparens und ggf. späteren Finanzierens einer Immobilie wirklich noch lohnenswert?
Nach einem Bericht von cash-online hat eine Erhebung durch den Baufinanzierungsvermittler Interhyp ergeben, dass deutsche Immobilienbesitzer die günstigen Zinsen zunehmend durch den Abschluss günstiger Anschlussfinanzierungen für eine schnellere Entschuldung nutzen. Hierbei steht im Vordergrund, die Restschuld möglichst rasch begleichen zu können und die niedrigeren Zinsraten nicht zu niedrigeren Ratenverpflichtungen umzumünzen. Somit kann festgestellt werden, dass die Tilgungsrate bei kürzlich abgeschlossenen Anschlussfinanzierungen deutlich gestiegen ist. Zudem ist das Sicherheitsbewusstsein durch Einbringung höherer Eigenkapitalanteile gestiegen – die allgemeinen Ratenhöhen haben sich in den letzten 5 Jahren hingegen kaum verändert. Allerdings haben letztlich mehrere Faktoren hier Einfluss gefunden, so sicherlich auch die neuen Vergaberichtlinien für Kredite bei den Geschäftsbanken.